Nico Lumma: Troll, der

Alexander Trust, den 25. Januar 2015
Twitter Sketch
Twitter Sketch, Foto: Jack Dorsey

Trolle seien „kotzende Arschlöcher“ schreibt Nico Lumma und begibt sich damit, wie einige seiner Leser kommentieren, auf eine Ebene mit Trollen, die er scheltet.

Rein per Definition hat Nico Lumma mit seinem Beitrag „Trolle sind kotzende Arschlöcher“ sich wohl selbst zum Troll gemacht. Er wählt in seinem Beitrag zur ewig währenden Troll-Diskussion ein Vokabular, das sonst vorwiegend von den Trollen genutzt wird, die er zu kritisieren sucht.

Trollen oder nicht, das ist hier die Frage

Lumma setzt sich mehr oder weniger kritisch mit anderen Meinungen zu dem Thema auseinander – so erhält Journalist Martin Giesler eine Schelte dafür, dass er die Auffassung vertritt, Zurücktrollen sei keine Option. Ebenfalls lässt Lumma kein gutes Haar an der Meinung von ZEIT Online Chefredakteur Jochen Wegner, der fordert, man solle die Trolle verhungern lassen. Lummas eigene Meinung lautet wie folgt:

„Daher ist es gut, wenn immer mehr Community Manager diese Troll genannten Arschlöcher vor allen anderen Nutzern als Arschlöcher bloßstellen und sie zum Gespött der Leute machen. Das ist genau richtig. Asoziales Verhalten erfordert soziale Ächtung, nicht Verständnis.“
Nico Lumma

Solange man keine unwahren Tatsachenbehauptungen äußert, bewegt man sich im Bereich der Meinungsäußerung, und das ist erlaubt. Entsprechend kann man der Meinung Lummas vor diesem Hintergrund zustimmen, man solle Trollen ihre Grenzen aufzeigen und verbal zurückschlagen.

Zurücktrollen funktioniert, mit Eiern

Doch ich bin der Auffassung, dass trotzdem „nicht jeder“ sich dieser Strategie bedienen sollte. Glaubt man Oliver Kahn, braucht es nämlich „Eier“. Zurücktrollen ist nur dann anzuraten, wenn man selbst ein gesundes Selbstbewusstsein an den Tag legt, in der Form, dass es einem mancherorts als Arroganz ausgelegt wird. Denn wer die besagten „Eier“ nicht hat, der schlittert dann nur auf dem Social-Media-Glatteis ins Abseits. Wer von seiner eigenen Meinung nicht überzeugt ist, der tritt nicht nur in Fettnäpfchen, sondern weiß die Viralität von Shit-Storms nicht für sich auszunutzen und muss dann ausschließlich mit den negativen Auswüchsen auskommen.

Don Alphonso: die Erfolgsgeschichte Zurücktrollen

Eine Erfolgsgeschichte aus dem Bereich „Zurücktrollen“ stellt sicherlich Rainer Meyer alias „Don Alphonso“ dar. Dieser betrieb vor einigen Jahren StudiVZ- und Holtzbrinck-Bashing sondergleichen und man darf ihn per Definition ebenfalls einen Troll nennen. Denn gegen jeden, der nicht Meyers Meinung vertrat, wurde in Kommentaren von Blogs und auf Social-Media-Kanälen heftigst zurückgeschossen. Meyer hat dieses Spiel mit der Meinung letztlich einen Job bei der FAZ eingebracht.

Es gibt also gewisse Parallelen zwischen Meyer und Lumma. Denn letzterer hat ebenfalls nach vielen Meinungsäußerungen im Netz einen Job von alten Verlegern spendiert bekommen: Lumma schreibt seit einigen Monaten eine Netz-Kolumne für die BILD-Zeitung. Wer also Gegenwind aushalten kann, der wird am Ende womöglich dafür belohnt.


Ähnliche Nachrichten