Bushido-Randale bei Autogrammstunde in Berlin

Alexander Trust, den 21. Februar 2006
Bushido
Bushido, Foto: Gabriel Scherm via Wikimedia (CC BY-SA 3.0).

Samstag, 18. Februar 2006, Wedding. Eine Bushido-Autogrammstunde in Berlin findet in der Filiale eines Media Marktes statt. „Der Himmel brennt, die Englein fliehn…“ – Entschuldigung. Natürlich tobt das Chaos, sitzt die Frisur. Wir nähern uns der Location von sehr weit weg. Von dort, wo wir kommentieren, sind es einige hundert Kilometer bis nach Berlin. Trotzdem hauen wir uns kräftig vor die Stirn. Am Ende aber lassen wir erhobenen Hauptes diesen Schlamassel hinter uns.

Obwohl ich von der Mehrzahl schreibe, meine ich nur mich. Mich beschleicht aber das Gefühl, dass ich mit der Meinung nicht alleine bin. Der gute Guildo hat einst gesungen: „Komm wir zieh‘n […] nach Berlin.“ Die Wirklichkeit sieht anders aus. Ein Haufen proletarischer Gangsterrapper besiedeln die Landeshauptstadt. Sie sorgen landauf, landab für Negativschlagzeilen. Einen Vogel, ganz besonderer Art, möchte ich aus gegebenem Anlass einmal herausnehmen: Seine Mama hat ihn nicht mehr lieb, als Kind wurde er geschlagen, und Schuld sind am Ende alle anderen? Die Teile 1 und 2 der Aussage sind erdacht, doch im letzten sieht Bushido das Wunder vollbracht. Tragisch ist, dass die Politik sich in diesem Kontext Kinder als Mittel zum Zweck vorstellt.

Lassen wir zunächst Revue passieren, was ein deutscher Rapper alles anstellt. Ihm gefällt es, seine amerikanischen Vorbilder nachzuäffen, bis ins kleinste Detail. Die Media-Markt-Filiale im Berliner Stadtteil Wedding kann nun nicht mehr den Preis für den besten Media Markt aller Zeiten erringen. Bushido und Pöbel sei Dank. Die Übertreibungen seien mir verziehen.

Bushido-Autogrammstunde in Berlin endet in Randale

Das Gedränge im Elektronik-Discounter ist groß. Es überschreitet die üblichen Kapazitäten. Die Angaben zu Besucherzahlen variieren. Angeblich finden sich sogar an die 1000 Besucher ein. Anderswo ist aber die Rede von 400. Die Wahrheit liegt dazwischen. Die Fans warten auf ihren Star. Geduld ist jedoch eine Tugend, gerade für Bildungslückenbesitzer. Sie wollen sich drei Kreuze auf ein fremdes Foto machen lassen. Dabei werden sie von Langeweile und Zerstörungswut gepackt. Regale fallen um. CDs werden geklaut oder fliegen in Richtung des Rappers. Augenzeugen berichten (vgl. MTV), ein 6-jähriger Junge habe sich verletzt. Auf Ungeduld wird mit Ungeduld reagiert. Irgendwann schreitet ein Polizeiaufgebot ein. Die Media-Markt-Filiale wird geräumt. Aus Enttäuschung werden in der Umgebung stehende Autos zerkratzt. Die Randale ist spontan. Ohne Ausrüstung (Molotowcocktails, Baseballschläger, etc.) bleibt das Ausmaß der Zerstörung gering.

Fan ist nicht gleich Fan

Wir wollen kein Pauschalurteil fällen. Es gibt Fans, die sich zu vernünftigen Äußerungen hinreißen lassen. In Bushidos eigenem Forum. Bushido heißt in Wirklichkeit Anis Ferchichi. Er ist gar nicht so vernünftig, wie es scheint. Dies belegt das folgende Zitat aus seinem Forum:

„yo… also sorry dass das heute nicht geklappt hat aber es gab ein problem. die organisation war totaler schrott und die haben mich nicht zu den leuten gelassen. klar ist das nicht cool wenn der laden kaputt geht aber wenn die mich zu den kids gelassen hätten wär das noch gegangen denke ich. die polizei war auch behindert und hat mich dann aus dem gebäude geschmissen. ich wollte noch ein megaphon haben um mit den leuten zu reden aber die hatten keinen bock auf mich. die filialleiterin die vollkommen behindert war hat mich rausgeschmissen und bekam nen heulkrampf. […] nehmt es mir nicht übel ich weiß ihr habt gewartet bedankt euch bei media markt und der behinderten polizei. was der knüller war war aber dass dem kripovogel alles geklaut wurde was er in den taschen hatt. das ist berlin. bis zum nächsten mal“.
Bushido

Goutiert Bushido Ausschreitungen?

Ich selbst kann auf ein nächstes Mal verzichten. Es ist ja nicht einmal ein erstes Mal. Ich mache mich auf die Suche und recherchiere. Was ich jedoch lese, rehabilitiert dieses Anti-Vorbild keinesfalls. Gerade das Musikportal „laut.de“ bietet eine prima Anlaufstelle. Darin sind die jüngsten Eskapaden Bushidos nachzulesen. Schlägerei in Österreich, Anerkennung des Schuldspruchs, Geldstrafe, zuvor zwei Wochen U-Haft. Den Vorwurf des Nazismus hat der Rapper bislang nicht entkräftet. Hasstirraden und menschenverachtende Parolen sind in den Lyrics Gang und Gäbe. Am Ende führt Herr F. ein noch viel „bewegteres“ Leben. Damit hat er in Deutschland trotzdem Erfolg.

Nun komme ich sogar auf meine Frage in der Überschrift zurück. Ich möchte antworten: „No, we don’t want to see you anymore, Mr F. Take your pants and leave the country.“ Ich möchte niemandem zu nahe treten. Bushido gibt in diversen Interviews (Hinweise siehe z. B. auf laut.de) zu: Sein Verhalten ist nicht immer grad vorbildlich. Das macht die Sache leider nicht besser. Diese „Estúpidos“ von Berliner Rappern setzen ihren Einfluss nicht ein, um den „Kidz“ Mut zu machen. Stattdessen forcieren sie den Gedanken, dem Schwächeren an die Gurgel zu gehen. F… Y… Mr F.

Update vom 8.1.2014:

Sowohl den Link zu MTV als auch zu Bushidos Forum haben wir entfernt, da die verlinkten Inhalte dort leider nicht mehr verfügbar sind.


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