StudiVZ: Was sonst noch geschah

Alexander Trust, den 4. Februar 2007
StudiVZ - Screenshot
StudiVZ – Screenshot

Das StudiVZ ist in aller Munde. Wir kommen mit den Meldungen über Sicherheitsprobleme und Fehlverhalten der Gründer gar nicht nach. Deshalb fassen wir nachfolgend Meldungen zum Social Network zusammen.

Evangelikale im StudiVZ angekommen

Im StudiVZ wird derzeit sehr mit Argusaugen auf die Gruppen innerhalb des Systems geschielt. So gibt es offensichtlich fundamentale Christen, besser bekannt unter der Bezeichnung “Evangelikale”, die sich im StudiVZ breit machen sollen. Die Religionskrieger entdecken die Studentenplattform für sich.

VZ lockt politisch und religiös motivierte Aktivisten an

Fakt ist, das StudiVZ genießt schon seit einer Weile sehr viel Aufmerksamkeit. Das dürfte erklären, warum unheimlich viele Leute, irgendwelche radikal-politischen oder religiösen Gruppen im Social Network eröffnen. Bundesweite Vernetzung, fördert eben auch unangenehme Nebenwirkungen zutage. Die Macher versäumten es zu Beginn, die Zügel straff anzuziehen. Zum jetzigen Zeitpunkt einzuschreiten, würde bedeuten, dass man sich das Zensur-Etikett auf die Stirn kleben kann.

Nutzerzahlen und die Realität

Vor Kurzem wurde im StudiVZ offiziell in einem kleinen Fenster neben der Navigationsleiste bekannt gegeben, dass man jetzt über 1,5 Millionen Nutzer verfüge. Wir erinnern uns an die Situation von Facebook in Amerika. Dort wurden bereits die für Yahoo und andere Käufer frisierten Zahlenwerte in die Realität zurückgeholt. Das tat Jörg-Olaf Schäfers nun für das StudiVZ. Die von den Berlinern mitgeteilten 10.000 Neuanmeldungen pro Tag wurden lediglich an 13 Tagen erreicht oder überschritten. Großes Fragezeichen also hinter diese Informationspolitik.

AzubiVZ

Die Gruppen werden den StudiVZlern nicht ausgehen, interessant diese subversive Form des AzubiVZ, das sich auf Gruppen-Ebene anschickt, das StudiVZ viral von innen zu erobern. 485 Mitglieder zählt die Gruppe schon, Tendenz steigend. Die Gruppengründerin wird bestimmt bald verkünden, dass die Anmeldezahlen für das AzubiVZ jeden Tag die Kapazitäten des StudiVZ bei weitem übersteigen.

Mit zweierlei Maß messen

Im StudiVZ gibt es neben den Gründervätern auch sonst einige Leute, die gerne mit zweierlei Maß messen. Nun muss sich eine junge Frau aus Hamburg diesen Vorwurf gefallen lassen. Sabrina T. empfindet Judenhetze als freie Meinungsäußerung, geht jedoch offensichtlich gegen Gruppen im StudiVZ vor, die Mohammed-Karikaturen zum Thema haben. Involviert scheint auch Arash Y., der die Plattform StudWATCH nun abmahnte, weil diese noch kein Impressum besitzt. T. und Y. wird sogar Mittäterschaft vorgeworfen.

Nicht repräsentativ

Auch wenn die Ergebnisse einer Umfrage eines Studentenportales nicht repräsentativ (307 Teilnehmer) sind, bereiten sie mir ein wenig Kopfzerbrechen. Wenn man sich das Balkendiagramm im Beitrag ansieht – darauf kommt es vor allem an – stellt man mit erschrecken fest, welche Informationsquellen von diesen Leuten zum Thema StudiVZ häufig genutzt wurden. Spiegel Online, der StudiVZ-Blog und Gespräche mit Freunden und Bekannten sind die Top 3-Antworten.

Das Beste zum Schluss: SchülerVZ

Karsten Wenzlaff berichtet über den nächsten Coup der Berliner Rattenfänger. Ein Verzeichnis für Schüler. Minderjährige, die nicht selbst entscheiden dürfen – ein next Level Exploit quasi. „Das bedeutet, dass die schon bei StudiVZ aufgetretenen Probleme mit rechten Agitatoren, Pädophilen und Stalkern bei Kindern und Jugendliche eine ganz neue Relevanz erfahren.“

Immerhin, den Hauptstädtern sind Schülerprofile 20 Cent wert. Eine Größenordnung, die man beim StudiVZ nur unwesentlich überschritt. Geld zu verdienen ist eben nicht gar so einfach. Ich wiederhole mich gerne: Unternehmer versuchen dies im Schweiße ihres Angesichts, Entrepreneure sind froh, wenn sie eine bröckelnde Fassade möglichst für schnelles Geld weiterschieben können. Wer von sozial verträglicher Politik spricht, muss die Wirtschaft ebenso in die Verantwortung nehmen. Neoliberale Kader wie die aus dem StudiVZ-Labor stellen Deutschland derzeit auf eine harte Probe. Wenn sie das Web-2.0-Business derart übers Knie brechen, wird hernach in Europa und der Welt kein Hahn mehr danach krähen.

Für das SchülerVZ gelten offensichtlich gewisse Regeln oder besser Strategien. Wohl wird es so sein, dass zunächst Leute nur mittels einer Einladung dem Netzwerk beitreten können. Eine direkte, eigentständige Anmeldung wird zuerst nicht möglich sein. Bei den Konkurrenten im Bereich der Schüler-Communities schürten die Macher aus dem Bonkerrr den Unruheherd. Fehlende Forschungsstrategien sind da am Ende nur noch ein Tropfen auf den heißen Stein.


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