Hurra, Hurra, der Business-Angel mit den dunklen Haaren ist da

Alexander Trust, den 12. Mai 2007
StudiVZ - Screenshot
StudiVZ – Screenshot

Schlimm genug, dass die freie Universität Berlin ein Labor für Entrepreneurship initiiert. Nichts dagegen, wenn man modern sein möchte, doch nicht auf Kosten von Bedeutung. Dass es für mich Gott sei Dank einen Unterschied zwischen Unternehmertum und Entrepreneurship in Deutschland gibt, hatte ich bereits früher einige Male betont. Dass die Angelsachsen ein ganz eigenes Verständnis für dieses Wort entwickelt haben, liegt in der Natur der Sache. Immerhin misshandeln wir Europäer in weiten Teilen das System von Bachelor und Master ebenso. Halten wir vorab fest: Entrepreneurship in Deutschland ungleich Unternehmertum.

Würden Sie nun noch zu Sinner und Schrader gehen?

In der Blogbar stand immer mal wieder die PR-Firma Edelman im Kreuzfeuer, und wird zukünftig wohl immer ein beliebtes Thema der rebellierenden Kunstfigur Don Alphonso bleiben; es hat durchaus seine Gründe. Sollte nun ein weiterer Fisch ins Netz der ominösen Nörglerpatrouille gehen, die man gemeinhin als Gutmenschen aus Kleinbloggersdorf (derzeit 50.226 Einwohner, vgl. Blogcensus) gering schätzt? Sollte das geschehen, weil einer der liebsten Buhmänner der Blogosphäre, Ehssan Dariani, sich zu Wort gemeldet hat? Hat er den Fisch ins Netz getrieben? Ist die Blogosphäre wirklich so wenig reflektierend? Wenn nicht, warum tut ein Businessangel so etwas? Zuletzt hieß es von Dieter Hallervorden bei einem Voting im ZDF für Kabarettisten und Spaßmacher, dass Neid und Missgunst unter ebenjenen durchaus vorhanden seien. Die übrigen Bankdrücker, unter ihnen auch so Leute wie Otto Wahlkes oder Hugo Egon Balder sträubten sich eher gegen diese Einschätzung. In der Wirtschaft, wenn es um Geld geht, so sollte man meinen, führt erst gar kein Weg an rabenhaften Praktiken vorbei.

Vor einer bewegend gespenstischen Kulisse gab Dariani im Labor für Entrepreneurship ein Interview und enthüllte rabenhaft (und dilettantisch), was Dieter Bohlen in Zusammenarbeit mit Daniel Küblböck lieber für ihn in ein drittes Enthüllungsbuch geschrieben hätten. Dariani vermutet die offene Stelle, die damals für die Veröffentlichung seiner Nazistil-Geburtstagseinladung verantwortlich war im Hamburger Werbeunternehmen Sinner und Schrader, wie man bei der BooCompany erfährt. Der Wortlaut Darianis wird auf immer und ewig in der Datenmüllhalde Internetz zu finden sein, jetzt, da die Aufzeichnungen des Videointerviews bei Google-Video zu finden sind. Abgesehen davon macht Sinner und Schrader offenbar von sich selbst reden, in diversen Blogmedien, wie man beim Werbeblogger gut vor Augen geführt kriegt.

Lügt Dariani?

Hat Ehssan die Pferde eventuell absichtlich scheu gemacht? Denn immerhin gibt es Granden der Blogosphäre, die sich beim Thema StudiVZ sehr gut auskennen. Allen voran Rainer Meyer. Dieser bezieht jedoch Stellung contra Dariani. Bezichtigt er ihn der Lüge? Oder hat er einfach nur Recht, mit dem, was er schreibt. In seiner Begründung für Darianis quasi Falschaussage gibt er in der Blogbar an, dass er (Don Alphonso) das blogosphärische Epizentrum gewesen sei. Damals, als die Nazistileinladung umging. Sie fand den Weg in die Öffentlichkeit von der Blogbar aus und nicht der beschuldigte Mensch aus Hamburg soll es gewesen sein, von dem die Information stammte. Noch dazu scheint es bis zu drei unterschiedliche Versionen des Screenshots gegeben zu haben.

Auch von Jörg-Olaf Schäfers stammen Worte, die alles andere möglicher erscheinen lassen, als dass ein Mitarbeiter bei Sinner und Schrader ursprünglich für die Verbreitung dieser Einladung gesorgt haben soll. Schäfers schreibt über Leute, die er im Mediendschungel kennt, sein soziales Netzwerk und hebt einige Figuren heraus, für die er die Hand ins Feuer legt. Seine Informanten über die Zeit gibt er nicht preis, betont aber, dass es sich nicht um Leute aus dem Umfeld der Agentur Sinner und Schrader gehandelt habe. Gleichzeitig insistiert Schäfers im Kommentar an der Blogbar, dass nicht die Blogbar das Epizentrum des Nazistil-Skandals im Holtzbrinck-Ghetto gewesen war.

Warum jetzt?

Ehssan Dariani soll in den Aufsichtsrat von StudiVZ zurückkehren, nachdem er als CEO der Limited eigentlich vor einiger Zeit ausgeschieden war. Formal ist Dariani dieses Postens allerdings nie enthoben worden, da, wie es in der Blogbar heißt, die Limited bislang nicht neu beim Handelsregister eingetragen wurde. Vertretungsberechtigt war die ganze Zeit über der Businessangel, der sich vielleicht einfach nur Urlaub genommen hat, um aus der medialen Schusslinie zu treten?! Zum Abschluss seines Beitrags schickt Don Alphonso betont bedrohlich eine Gebärde in Richtung des Bonkerrrs in Berlin:

Kurz: Ich habe den Screenshot veröffentlicht, und die Medien haben diesen – und nur diesen – Screenshot von meiner Seite hier verwendet. Das ist die Geschichte. Und ich weiss nicht, ob Ehssan Dariani oder sein Umfeld Lust auf weitere Details haben.
Don Alphonso

Was genau wird mit den weiteren Details gemeint sein? Ein anonymer Kommentierer logog an der Blogbar gießt Öl in das geheimnisumwobene Mythenfeuer:

[…] Und irgendwann sollte auch mal geklärt werden, ob es diesen Tanz den Adolf Hitler mit den projezierten Uniformen wirklich gab. Nicht, weil ich auf so ‘nen Snuff stehe, sondern als Warnung an dumme Startupper, die sich diesem Riefenstahlverehrer, der jetzt Business-Angel werden will, an den Hals werfen.
logog

Beantwortet dieses Szenario, warum gerade jetzt wieder Wirbel gemacht wird? Vielleicht ist es einfach nur wieder Zeit, ein Lüftchen der Erregung durch die Blogosphäre zu schicken, um virale Akzente in Sachen StudiVZ zu setzen. Immerhin war sich der Kasper, der dem Holtzbrinck-Ghetto gegründete, nie zu schade sowas zu machen zu tun.


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