Im Interview: Remo Uherek von Trigami

Alexander Trust, den 4. Dezember 2007
Trigami - Screenshot
Trigami – Screenshot

Das Werbenetzwerk Trigami kam zuletzt mehrfach ins Gerede. Neben der Kritik, Blogger würden sich verkaufen, gab es eine Panne: Ein minderjähriger Blogger hatte ein Angebot für die Rezension eines Livecam-Erotik-Netzwerkes erhalten. Das widerspricht zum einen den AGB von Trigami, zum anderen ist es ein Problem im Sinne des Jugendschutzes. Es scheint, als sei Trigami dies durchgegangen.

Rainer Meyer hat den Schweizer Werbevermarkter schon eine Weile auf dem Kieker. Immer wieder berichtete er von Unzulänglichkeiten. Doch der Erotik-Fauxpas amüsierte zuletzt auch Robert Basic. Allerdings warf Meyer Trigami zuletzt vor, nicht Stellung zu beziehen. Das allerdings tut der Gründer Remo Uherek bereitwillig im Interview mit uns.

Alexander Trust:

In der Blogbar wurde auf einen neuerlichen Fauxpas bei der Auftragsverteilung einer Rezension seitens Trigami hingewiesen. Ein noch Minderjähriger bekam die Rezension über eine Erotik-Webcam-Gemeinschaft zugesprochen. Nun gibt es bei Trigami keine Altersüberprüfung. Wie wird oder ist man in diesem speziellen Fall vorgegangen?

Remo Uherek:

In Wirklichkeit gab es gar keinen Fauxpas, sondern es wurde aus einer Mücke ein Elefant gemacht.

Erstens ist gemäß unseren AGB Minderjährigen eine Registrierung untersagt. Wir überprüfen das nicht direkt, sondern indirekt, denn jeder Blogger bestätigt mit seiner Anmeldung, unsere AGB gelesen, verstanden und akzeptiert zu haben. Erhalten wir nachweislich Kenntnis von Bloggern, die gegen unsere AGB verstoßen, sehen wir uns natürlich gezwungen, diese zu löschen. Da dieser Vorfall eine Hand voll minderjähriger Blogger ans Tageslicht brachte, haben wir die Zusammenarbeit mit diesen Bloggern natürlich unterdessen beendet (gemeint ist offenbar auch Yannick Eckl von Blogschrott, den Don Alphonso selbst ins Gespräch gebracht hatte und der gegenüber Sajonara Auskunft gab, die Verbindung zu Trigami „eigenständig“ beendet zu haben – Anm. d. Red.).

Zweitens wurde dem erwähnten Blogger keine Rezension zugesprochen, sondern er hat lediglich die Ausschreibung zu dieser Kampagne gesehen. Im Ausschreibungs-Briefing wurde nochmals explizit erwähnt, dass es sich um ein Angebot für Erwachsene handelt. Wortwörtlich hieß es: „Wir sind eine Community für Erwachsene – alle ab 18 Jahren sind bei uns willkommen. (…) Bitte registriert Euch und testet unser Angebot!“ Nach dem Lesen dieses Briefings hätte sich ein minderjähriger Blogger also gar nicht bewerben dürfen. Und hätte sich der minderjährige Blogger dennoch beworben und hätte er den Zuschlag erhalten, dann wäre er spätestens bei der Registrierung auf der entsprechenden Website steckengeblieben, denn dort muss das Alter direkt verifiziert werden – wie üblich bei solchen Angeboten für Erwachsene. Wir haben uns beim Kunden vorab registriert und diesen Umstand überprüft.

Von über 150 Kampagnen waren bisher erst zwei Kampagnen mit erotischen Angeboten dabei. Ein Escort-Service, den wir abgelehnt haben, und die oben erwähnte Webcam-Community. Ob wir in Zukunft weiterhin Kunden mit erotischen Angeboten akzeptieren werden, wissen wir noch nicht. Diese erste Kampagne ist klar als Experiment zu sehen.

Wird es, angeregt durch diesen Präzedenzfall demnächst eine Alterskontrolle bei Trigami geben?

Wir werden bis auf Weiteres bei der indirekten Überprüfung via AGB bleiben. Eine wirklich  sichere Überprüfung wäre nur durch Verfahren wie Postident zu gewährleisten. Es ist im Moment nicht geplant, ein solches Verfahren bei trigami einzuführen.

Trigami ist ein Produkt für die Blogosphäre – wie geht man dann damit um, wenn man negatives Echo wie dieses, speziell von einer nicht selten gelesenen Stelle wie der Blogbar erhält?

Negatives Feedback erhalten wir gerne, insbesondere wenn es konstruktiv ist und uns weiter bringt. Auch mutmaßlich destruktives Feedback kann nützlich sein, wenn man zwischen den Zeilen konstruktive Elemente extrahieren kann. Bei manchen Bloggern hat man das Gefühl, dass sie gezielt Skandale auslösen möchten und sind damit mitunter erfolgreich, auch wenn regelmäßig Unwahrheiten verbreitet oder Tatsachen verdreht werden.


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