Telekom: Zwangskündigung wegen VoIP das Beste, was passieren konnte

Alexander Trust, den 12. Januar 2015
Telekom-Konzernzentrale in Bonn
Telekom-Konzernzentrale in Bonn, Foto: Qualle via Wikimedia (CC BY-SA 3.0).

Die Telekom begann im September 2014 damit, Kunden mit der Kündigung zu drohen, wenn sie ein Angebot auf den Wechsel zu VoIP-Anschlüssen nicht wahrnehmen wollten. Es folgte ein Zurückrudern, das aber nur eine Weile anhielt. Mittlerweile erhalten Kunden erneut Drohungen durch den Dienstleister. Meiner Meinung nach ist dies das Beste, was dem Verbraucher passieren kann.

Die Telekom führte als Monopolist, der sie im Bereich der Telefonie vielerorts immer noch ist und damit auch viele Internet-Kunden bindet, die Drosselung der Internet-Verträge über die Hintertür ein. Es sollte niemand mitbekommen. Dann bekamen es alle mit und die Telekom machte einen Rückzieher auf Zeit. Im Fall von VoIP funktionierte es ähnlich, aber doch ganz anders. Warum aber der Arschtritt für die Kunden durch die Telekom in diesem Fall ein Segen ist, möchte ich versuchen zu erklären.

Telekom drosselt, andere drosseln mit

Eine Drosselung von Internet-Verträgen haben, seitdem die Telekom das Thema auf die Agenda gesetzt hat, andere Anbieter am Markt bereits heimlich eingeführt. Dies ging im allgemeinen Geschrei um die Einführung der Drosselung durch die Telekom unter. Zwar hat das Unternehmen die Drosselung vorerst ausgesetzt, doch muss es sich nun nicht mehr genieren, wenn es doch irgendwann das Netz kastriert. Internet im Jahr 2015 ist entsprechend rückwärtsgewandt und eine Farce.

Netzausbau ist Schuld an Zwangskündigung…

Als sich dann die Politik einschaltete und losen Druck ausübte, um den Netzausbau in Richtung Breitband zu forcieren, ging man dem Magenta-farbenen Riesen auf den Leim. Die Zeche zahlen jetzt die Kunden.

Während in den USA der Netzausbau so ausschaut, dass sukzessive mehr Städte im Gigabit-Bereich Daten ins Internet schaufeln können, wenn sie mit „Fibre“ und Co. ausgestattet werden, melkt das Magenta-Unternehmen weiterhin die Verbraucher-Kühe in Deutschland. Man versprach der Politik die großflächige Bereitstellung von 50 MBit Übertragungsgeschwindigkeit pro Sekunde. Dass Deutschland so ständig mit angezogener Handbremse dem Rest der Internet-Welt hinterherfährt, ist den Verantwortlichen egal. Doch damit selbst das minderwertige Versprechen eingehalten werden kann, sammelt die Telekom nun Ressourcen ein.

Man will Kunden aus ihren normalen Verträgen drängen, um die Telefonie auf die Internet-Leitung umzulegen. Auf diese Weise kann man Kapazitäten freilegen und Leitungen priorisieren. Der Kunde muss sich womöglich aber, je nach Setup, neue Endgeräte besorgen und sollte sich eigentlich fragen, woher dieser Sinneswandel kommt! Denn in den letzten Jahren seit dem Aufkommen dieser Technologie hat die Telekom gerade VoIP durch Extra-Entgelte unnötig verteuert, den Wechsel damit so unattraktiv gestaltet, wie nur irgendwas. Das tat man, vor allem im Mobilfunk, weil man nicht wollte, dass Sprachanrufe an der Telekom vorbei, über Internet-Leitungen geführt würden. Dass die Kunden, die diesen Weg gingen, sich sowieso nicht von der Telekom gängeln ließen, war den Verantwortlichen nicht klar, oder wurde einfach ignoriert. Dass nun aber allen anderen Kunden das Kündigungs-Messer auf die Brust gesetzt wird, ist das Beste, was ihnen passieren konnte.

Zwangskündigungen geschehen

Der Berliner Tagesspiegel, der Münchner Merkur oder die Münchner Abendzeitung beschreiben Fallbeispiele von Kunden, denen die Zwangskündigung übel aufstößt. Binnen einer Frist von vier Wochen sollen sie der Umstellung zustimmen, oder sonst… Ob die Telekom die Kündigung dann in jedem Fall unmittelbar ausspricht, oder vorher noch eine Reihe weiterer „Drohungen“ formuliert, bleibt abzuwarten. Doch der Kunde wird in jedem Fall gegängelt.

Ich selbst kann ein weiteres Beispiel beitragen von einem lokalen Wertstoffhandel, der sich Auskunft von mir erbot, weil die Telekom in einem Anschreiben den Wechsel auf VoIP forcieren wollte. Was der Herausgeber der „Volksaktie“ jedoch vergaß, bei dem Unternehmer war eine Haus-Telefonanlage installiert, die zudem mit der Klingelanlage und Tür-Elektronik gekoppelt ist. Die Umrüstung der Technik wird nicht billig, warum also dann nicht gleich von der teuren Telekom wechseln? Weil die die größte Geschwindigkeit anbietet? Mit Sicherheit nicht. Weil sie das beste Netz hat? Wenn auf VoIP umgerüstet wird, ist die Netzqualität nicht mehr gesichert, sondern hängt stark von der Leitungsqualität ab. Die ist abhängig von vielen Faktoren, manchen jedoch, die die Telekom selbst nicht beeinflussen kann, bspw. die Nutzung zu Spitzenzeiten.

Das Beste, was Kunden passieren konnte

Politiker wie der Landtagsabgeordnete Florian von Brunn von der Münchener SPD sprechen von einer „Hauruck-Aktion“, die viele Kunden überfordere. Während von Brunn fordert, dass die Telekom die massenhafte Kündigung stoppen muss, bin ich der Meinung, dass es das Beste ist, was passieren konnte.

Die gegängelten Kunden werden sich in Teilen neuen Anbietern zuwenden und der Kurs der T-Aktie so zwangsbereinigt, wie die Bonner glauben, dass sie mit ihren Kunden umspringen könnten. Den Aktionären steht diese Belohnung zu!


Ähnliche Nachrichten

Passende Angebote