Tesla Model 3 lässt t3n-Kolumnist Realitätsbezug verlieren

Alexander Trust, den 5. April 2016
Tesla Model 3
Tesla Model 3, Bild: Tesla

Es ist da, demnächst. Das Model 3 von Tesla. Das Elektroauto für die breiten Massen? So wird es medienwirksam angepriesen und Fanboys wie t3n-Kolumnist Alain Veuve wollen uns zynisch weismachen, es sei wirklich so.

Herr Veuve ist Kolumnist für t3n, einem Magazin für digitale Pioniere, das schon häufig die Bodenhaftung verloren hat. Praktikanten aus den USA zum Beispiel, die eine Leben leben, das andere sich nicht im Ansatz leisten können, schreiben regelmäßig in t3n, was sie Tolles erleben.

Model 3 ist für reiche Hipster

Nun hat Veuve für die t3n erneut ein weltfremdes Schreiben in die Welt gesetzt. Jeder solle sich sofort ein Tesla Model 3 Elektroauto vorbestellen. Es hätten weltweit schon 115.000 Personen in den ersten 24 Stunden getan. Und also müssen wir das auch tun?

Was Veuve bei seiner Technikbegeisterung vergisst ist, dieses „wir“, von dem er spricht, gibt es nicht. „Nur“ 35.000 US-Dollar kostet das Model 3 – ein Auto fürs Volk? Wirklich? Das Volk muss in Deutschland drei oder mehr Jahre arbeiten, um so ein Auto „bezahlen“ zu können und ist in der Zwischenzeit aber schon an Hunger gestorben, weil es sich sonst nichts leisten konnte. Der Grund warum hierzulande mehr und mehr Fahrzeuge für deutlich unter 10.000 Euro angeboten werden, liegt in der Finanzierbarkeit begründet.

Schon alleine für die Reservierung des Model 3 muss man 1.000 Euro hinterlegen. So viel verdienen manche Leute gar nicht im Monat. Ich muss nicht das Fass aufmachen, dass es Leuten anderswo auf der Welt schlecht geht. Das führt viel zu weit und ist genauso absurd wie Veuves Forderung selbst.

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Bleiben wir einfach in Deutschland. Geschäfte wie Kik oder Primark haben nicht etwa so riesigen Zulauf weil „geiz geil“ ist oder weil die Leute gerne absichtlich zur Wegwerf-Gesellschaft mutieren. Vielmehr befriedigen sie einen Bedarf, den sich diese Menschen nicht selbst ausgesucht haben. Man möchte partizipieren, kann es aber nicht anders außer günstig und noch günstiger einzukaufen. Schon „Bio“ ist ein teurer Trend für die Hipster, aber kein Szenario, das sich „alle“ leisten können. Warum soll es dann ein „wir“ geben, das bei einem Elektroauto für 35.000 US-Dollar gemeinsam in die Hände klatscht?

Jahr für Jahr nehmen die Zahlen derer in Deutschland zu, die an den Suppenküchen nach etwas zu Essen verlangen. Familien nehmen Hilfen in Anspruch, damit ihre Kinder eine Basisausstattung für die Schule erhalten. Ach, und die Abozahlen im Print sinken nicht nur weil es im Internet alles gratis gibt. Das ist ein Trugschluss. Tatsächlich müssen die Leute darüber nachdenken, wofür sie ihr Geld ausgeben. Das scheint Hipster wie Veuve nicht zu interessieren. Sie bekommen nicht mit, dass sie in einer elitären Blase leben.

Natürlich schreibe ich auf Sajonara auch über Technik, weil sie mich interessiert. Aber ich bin nicht so vermessen, dass ich erwarte, dass jeder sich ein iPhone oder ein Virtual-Reality-Headset kaufen soll, nur weil „ich“ es gut finde.

Musk ein Visionär

In einem hat Veuve aber trotzdem Recht. Wir sollten froh sein über Leute wie Elon Musk, die im Leben noch etwas verändern werden und mit den Anstrengungen um ein Elektroauto oder wiederverwendbare Mond- und Mars-Raketen Visionen verfolgen, die Regierungen auf dieser Welt nicht mehr in Angriff nehmen, weil sie zu viel Geld kosten.


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