Ausführlich betrachtet: Alles Wichtige zu iOS 10

Iro Käse, den 13. September 2016

Apples große Software-Updates für 2016 beginnen heute mit der Veröffentlichung von iOS 10 und watchOS 3. Wir präsentieren für euch die großen Neuerungen.

iOS 10

Heute veröffentlicht Apple für alle Nutzer die zehnte Version des mobilen Systems. Der Wandel in den vergangenen zehn Jahren war beeindruckend und auch die neueste Version bietet einige sehr interessante Neuerungen, die wir euch vorstellen wollen. Zusätzlich zu dieser Textversion findet ihr hier und auf unserem neuen Youtube-Kanal auch ein Video mit den wichtigsten Neuerungen in der neuen Version, unseren Artikel zu watchOS 3 könnt ihr hier lesen.

Ich habe iOS 10 seit Veröffentlichung der dritten Beta auf meinem Haupttelefon, einem iPhone 6, verwendet und war von der Gesamtqualität beeindruckt. Selbst die Betas waren insgesamt zuverlässig und ohne große Bugs, aus den vergangenen Jahren war ich da deutlich schlimmere Vorabversionen gewohnt. Der Golden Master unterstreicht diesen Eindruck nun, insgesamt wirkt das System auch auf meinem zwei Jahren alten iPhone noch flüssig und angenehm schnell. Neben den folgend beschriebenen Neuerungen hat Apple auch die Benachrichtigungen komplett überarbeitet, die entsprechenden Neuerungen dort stellen wir aber zusammen mit einigen Apps in den kommenden Tagen vor, alles andere ist nicht anschaulich genug, um wirklich alle Neuerungen in dem Bereich aufzuzeigen.

iMessage: Jetzt mit eigenem App Store, Stickern und Effekten

Apples Nachrichtenanwendung wurde mit iOS 10 komplett überarbeitet und deutlich erweitert. Neben einem leicht veränderten Interface sind es vor allem die Funktionen, die mit dem neuen System komplett angepasst wurden. Die größte Neuerung ist ein eigener App Store, über den kleine Anwendungen direkt in der Nachrichten-App installiert und verwendet werden können. Apps können entweder im Paket mit einer anderen iOS-App kommen oder unabhängig davon veröffentlicht werden, sie sollen Nutzern die schnelle Möglichkeit geben, Multimedia-Nachrichten zu versenden und mit solchen Nachrichten zu interagieren. Apples Beispiel aus der Keynote bestand aus einer iMessage-App, in der man ein Eis in der Waffel gestalten und an einen anderen Nutzer schicken konnte. Denkbar sind natürlich auch unendlich viele andere Anwendungsfälle, von einem Kalender mit Verfügbarkeit über Umfragen bis hin zu direkter Suche in Online-Diensten. Die ersten Anwendungen für diesen Store werden ab heute verfügbar sein, wir werden diese ersten Veröffentlichungen der kommenden Tage hier in einem gesonderten Artikel behandeln.

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iMessage wird außerdem deutlich bunter. Neben den eigentlichen Apps sind über den iMessage-App Store auch Stickerpakete verfügbar, die von Entwicklern und Designern ohne eigentlichen Code erstellt werden können. Diese Pakete, die entweder statische oder animierte Bilder enthalten, können wie normale Apps direkt in der Nachrichten-Anwendung angezeigt und genutzt werden. Einen Sticker kann man entweder als eigene Nachricht versenden oder ihn per Drag & Drop an oder auf einer bestehenden Nachricht befestigen.

Neben den neuen Möglichkeiten über die Integration von Apps und Stickern hat Apple auch die Standardfunktionalität von iMessage in iOS 10 deutlich erweitert. Eine Erweiterung sind Effekte, mit denen eine Nachricht versendet werden kann. Ausgewählt werden die Effekte über ein langes Drücken des Senden-Buttons, zur Auswahl stehen dann neun verschiedene Optiken, mit denen die Nachricht verziert werden kann. Entweder kann man sich dabei für einen von vier unauffälligeren Effekten entscheiden, der lediglich die Sprechblase der Nachricht animiert auftauchen lässt, alternativ kann man sich für einen der fünf Vollbild-Effekte entscheiden, der den gesamten Bildschirm des Empfängers füllt. Inwiefern die Effekte praxistauglich einzusetzen sind und nicht nur eine lustige Unterhaltung in den ersten beiden Tagen darstellen, wird sich in den kommenden Monaten zeigen müssen. Etwas ärgerlich ist es, dass die Effekte nicht komplett deaktiviert werden können, der Versender einer Nachricht hat die alleinige Kontroller über deren Erscheinung, als Empfänger muss man sich dem ausliefern.

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Neu sind auch Reaktionen auf Nachrichten, mit denen man Zustimmung, Ablehnung und andere Reaktionen ausdrücken kann. Hält man eine Nachricht für einige Sekunden gedrückt, erscheint ein kleines Fenster, in dem man eine Reaktion auswählen und versenden kann, der andere Nutzer erhält darüber dann eine Benachrichtigung. Neu sind zudem ein paar Nachrichten-Arten, die Apple direkt in die App einbaut: Wie bereits von der Apple Watch bekannt, kann man nun kleine Skizzen, Tap-Kombinationen und den (künstlichen) Herzschlag versenden, um Sachen besser ausdrücken zu können. Dreht man die App in das Querformat, bekommt man zudem die Möglichkeit, handschriftlich eine Nachricht zu verfassen und diese, inklusive Animation, direkt als Nachricht zu versenden. Außerdem lässt Apple sich von Snapchat inspirieren und bietet die Möglichkeit, Fotos oder Videos direkt in der App aufzunehmen, auf ihnen eine Zeichnung hinzuzufügen und diese dann per iMessage zu versenden.

Während der volle Funktionsumfang der neuen Nachrichten nur auf Geräten mit iOS 10 genutzt werden kann, sind Nutzer einer älteren Systemversion nicht komplett außen vor. Bei iMessage-App-Nachrichten stellen ältere Nachrichten zumindest einen Multimedia-Anhang dar und können über einen Link wenn möglich die entsprechende App oder Webseite öffnen. Effekte werden in einer zusätzlichen Nachricht für Nutzer beschrieben, Sticker und alle anderen iOS-Anhänge wie handschriftliche Nachrichten und Zeichnungen werden auf älteren Systemen schlichtweg als Multimedia-Anhang dargestellt.

Telefon und Kontakte: Dank CallKit alle Messenger an einem Ort vereint

Auch die Telefonfunktionen der iOS-Geräte werden mit iOS 10 deutlich mehr für Entwickler geöffnet. Durch eine neue Schnittstelle, die sich hinter dem Namen CallKit versteckt, werden Anrufe für VoIP-Apps sowie die generelle Integration von Dritt-Anbieter-Messengern deutlich verbessert. Für Entwickler gibt es nun die Möglichkeit, eingehende VoIP-Anrufe wie einen normalen Telefonanruf mit einer besonderen Nachricht anzukündigen und damit einfacher die Aufmerksamkeit des Nutzers zu bekommen. Außerdem können Anrufe nun über die Standard-UI des Systems angenommen werden, die entsprechende App muss dafür nicht mehr geöffnet werden.

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Apples Integration von Dritt-Apps im Rahmen von CallKit geht jedoch noch einen Schritt weiter: Alle Anrufe, die über die neue Schnittstelle getätigt werden, tauchen in der Telefon-App in der Anrufliste des Systems auf, außerdem können neue Anrufe auch über App Store-Apps direkt von dort gestartet werden. Das System merkt sich dazu, mit welchen Kontakten man meist über welche Apps telefoniert und auch Nachrichten schreibt, ein entsprechender Button in den Kontakten bietet dann einen direkten Zugang zu der entsprechenden App. Telefoniere und schreibe ich mit Anna immer über WhatsApp, kann ich sie direkt aus der Telefon-App über WhatsApp anrufen, weil iOS sich merkt, dass ich diese Art des Kontakts am meisten für Anna nutze. Schreibe ich Moritz dafür immer über Telegram und telefoniere mit ihm über einen klassischen Anruf, wird mir bei dem Nachrichten-Button aus den Kontakten direkt Telegram als Kontaktmöglichkeit vorgeschlagen.

Voraussetzung dafür ist natürlich eine Unterstützung durch die Entwickler, die ersten Updates dieser Art dürften in den kommenden Tagen im App Store landen. Ankündigungen von Entwicklern bezüglich der Integration gibt es noch nicht, Apple selber wirbt auf seiner Webseite aber zum Beispiel schon mit einem WhatsApp-Anruf, ein entsprechendes Interesse scheint bei den Messengern also vorhanden zu sein.

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Lockscreen + Control Center: Leichter entsperren und mehr machen

Mit dem Update überarbeitet Apple außerdem den Lockscreen der iPhones und iPads komplett und passt diesen den geänderten Verhältnissen, unter anderem durch den neuen, schnelleren Touch ID-Sensor an. Seit dem iPhone 6s und der zweiten Touch ID-Generation kam es häufig vor, dass man das iPhone bereits beim Aufwecken durch den Homebutton direkt entsperrte und auf dem Homescreen gelandet ist, das ist jetzt vorbei. Selbst wenn man das iPhone durch den Fingerabdruck entsperrt, verbleibt man auf dem Lockscreen und kann mit diesem wie gewohnt interagieren, erst ein erneutes Pressen des Homebuttons öffnet den Homescreen. Für iPhones ab dem iPhone 6s führt Apple, dank eines neuen Motion-Coprozessors, auch eine neue Geste ein, mit der das Telefon aufgeweckt werden kann: Wie bereits von der Apple Watch bekannt reicht einfaches Anheben des Geräts an, um das Display zu aktivieren, danach kann es über den Homebutton und Touch ID entsperrt werden.

Geändert wurde außerdem die Navigation auf dem Lockscreen. Da die bekannte Swipe to Unlock-Geste der neuen Entsperrmethode zum Opfer fällt, hat Apple den Zugang zur Kamera vereinfacht und eine weitere Seite für den Homescreen eingeführt: Wischt man nach rechts, hat man direkten Zugriff auf die Widgets, die bisher nur in der Mitteilungszentrale zu finden waren. Weiterhin vorhanden sind natürlich die Benachrichtigungen über das Notification Center, die bekannte Wischgeste bleibt genauso erhalten wie die Verknüpfung zu HandOff-Apps von anderen Geräten in der Ecke links unten.

Siri: „Siri: Schreib Martha bei WhatsApp, Ich bin gleich zuhause“

Seit dem Start von Siri mit dem iPhone 4s haben Entwickler sich eine Möglichkeit zur Integration des Assistenten in ihre Apps gewünscht, mit iOS 10 ist diese endlich vorhanden – wenn auch mit einigen Einschränkungen. Selbst die begrenzte Schnittstelle, die Apple in dieser ersten Version präsentiert, dürfte für viele Apps jedoch schon extrem interessant sein, die Umsetzungen der neuen Möglichkeiten in Apps in den kommenden Wochen und Monaten dürfen wir mit Spannung erwarten.

Aktuell begrenzt Apple die Apps auf vier Kategorien: Messenger, Sport, Bezahlen und Uber-ähnliche Mitfahrgelegenheitsdienste. Der Grund für diese Limitierung ist einfach: iOS bearbeitet die gesamten Anfragen und gibt dann nur bestimmte Parameter an die eigentliche Erweiterung der App weiter. Will man zum Beispiel über Siri eine Nachricht über eine fiktive Messenger-App versenden, könnte ein entsprechendes Kommando „Sag Marco über Buschfunk Ich komme morgen um fünf zu dir.“ lauten, dieses komplette Kommando bekommt die Anwendung jedoch nie zu sehen. iOS zerlegt den erkannten Text in einzelne Teile und würde unserer Buschfunk-App in diesem Fall zwei Paramater übergeben: Marco ist der Empfänger der Nachricht und Ich komme morgen um fünf zu dir ist der eigentliche Text der Nachricht. Die angesprochene App kann mit dieser Nachricht dann arbeiten und sie an den Empfänger versenden, die Bearbeitung des gesprochenen Worts zu den Paramatern erfolgt jedoch iOS-intern und vollkommen abgeschottet von der App.

Dieser Ansatz, der erstmal etwas kompliziert und fast überflüssig erscheinen mag, wird vor allem bei der Verwendung in verschiedenen Sprachen interessant. Apples Textblöcke, die die neuen Erweiterungen ansprechen können, sind nicht auf eine bestimmte Sprache beschränkt, sondern werden in allen Siri-Sprachen verstanden und in die Paramater zerlegt. Selbst wenn die eigentliche App also nur in Englisch lokalisiert ist, kann ich meiner deutschen Siri eine deutsche Nachricht für einen Kontakt mitteilen und das System setzt diese dann entsprechend in Zusammenarbeit mit der App um, die eigentliche Sprache meiner Nachricht kann der App dadurch vollkommen egal sein.

Mangels kompatibler Apps konnte ich dieses neue System bisher noch nicht testen, sobald die ersten Anwendungen damit jedoch kompatibel sind, werden wir euch an dieser Stelle mit einem Update versorgen.

Musik: Bunter, dicker und persönlicher

Musik war für Apple schon immer ein wichtiges Geschäftsfeld, mit dem Start von Apple Music im letzten Jahr hat sich der Stellenwert der Musik-Anwendung deutlich erhöht, iOS 10 bringt dieser Anwendung ein neues Design und einige neue Funktionen. Das neue Interface, welches auf größere Bilder und dickere Schrift setzt, wirkt meiner Meinung nach deutlich frischer als die alte Navigation unter iOS 9. Statt auf Tabs setzt es für die Navigation auf ein Menü, das den eigenen Wünschen und Bedürfnissen angepasst werden kann und zeigt darunter zwangsläufig die zuletzt hinzugefügten Alben, Titel und Wiedergabelisten, alle repräsentiert durch ein großes Cover-Foto. Komplett überarbeitet wurde auch der Bildschirm mit der aktuellen Wiedergabe. Durch diesen kann nun gescrollt werden, unter dem eigentlichen Cover und den Bedienelementen befindet sich nun die Liste der nächsten Titel, was diese deutlich einfacher zugänglich macht und mehr als Teil der aktuellen Wiedergabe behandelt. Hinzugefügt hat Apple außerdem Songtexte, bei kompatiblen Liedern sind diese über einen Button zwischen den Bedienelementen und den nächsten Titeln aufrufbar. Verfügbar waren die Texte in meinen Tests für fast alle halbwegs bekannten Songs, die auch im iTunes Store verfügbar sind, bei einigen älteren oder unbekannteren Liedern hat das System jedoch keinen passenden Text finden können.

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Apple setzt mit iOS 10 außerdem auf eine personalisierte Sammlung von Empfehlungen, die über passende Songs und Künstler in „Für Dich“ hinausgeht. Jeder Apple Music-Abonnent hat mit iOS 10 und macOS Sierra Zugang zu zwei neuen, individuellen Wiedergabelisten mit jeweils 25 Liedern, die ein Algorithmus generiert: „Meine Favoriten“ besteht aus Liedern, die Apple aus der eigenen Sammlung nimmt und die, basierend auf aktuellen und vergangenen Hörgewohnheiten, vom System als Favoriten klassifiziert werden. Die zweite Liste, „Neue Musik“, basiert genauso auf den Hörgewohnheiten des Apple Music-Nutzers, empfiehlt jedoch Alben und Künstler, die noch nicht in der eigenen Sammlung vorhanden sind. Einmal pro Woche aktualisiert Apple die Listen der Nutzer und schlägt neue Musik vor. Lädt man eine der Listen herunter, werden alte Titel mit dem wöchentlichen Update direkt lokal mit neuen Liedern ersetzt. Während die ersten Listen bei mir noch relativ unpassend waren, hat sich der Algorithmus in der letzten Woche gefangen und mir diese Woche zwei interessante und gute Listen zusammengestellt, die ich sehr gerne höre. Das Konzept der personalisierten Listen steht und fällt natürlich mit der Nutzung des Dienstes. Hört man täglich stundenlang Musik, werden die Empfehlungen selbstverständlich deutlich besser als wenn man einmal im Monat zehn Minuten einen Künstler hört.

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Karten: Neues Interface und mehr Schnittstellen für Apps

Das Interface der hauseigenen Karten-App hat Apple komplett überarbeitet und den praktischen Anwendungsfällen der Nutzer angepasst. Wie auch in der Musik-App weichen kleine Textfelder großer und dicker Schrift, die die Nutzung der App im Alltag deutlich erleichtert. Sehr praktisch ist die neue Suchleiste, die an den unteren Rand des Bildschirms gewandert ist und dadurch auch auf den großen iPhones deutlich besser zugänglich ist.

Erstmals ermöglicht Apple mit iOS 10 Entwicklern Zugang zur Karten-App, ausgewählte App-Kategorien können sich jetzt direkt in das System einklinken. Aktuell beschränkt Apple sich hierbei auf zwei Arten von Apps, eine Erweiterung auf neue Kategorien in der Zukunft ist jedoch durchaus denkbar. Aktuell unterstützt werden Apps zur Reservierung von Tischen sowie Uber-ähnliche Apps, mit denen Nutzer sich zum Beispiel ein Taxi zu einem bestimmten Ort bestellen können – beides ohne die Karten-App überhaupt verlassen zu müssen.

Eine interessante Kleinigkeit in der neuen Karten-App sind Park-Erinnerungen. Das iPhone erkennt, wenn man mit einem Auto parkt und speichert den Standort des Autos im System, als Nutzer erhält man dazu eine Benachrichtigung. Öffnet man nun diese Nachricht oder sucht in der Karten-App nach dem Auto, kann man direkt eine Route angezeigt bekommen und sogar eine Notiz sowie ein Foto speichern. In meinen Tests hat diese System jedoch nur funktioniert, wenn man über eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung mit dem Auto verbunden ist, in allen anderen Fällen ist eine entsprechende Benachrichtigung ausgeblieben.

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Fotos: „Siri, zeige mir Fotos mit Hunden“

Mit iOS 10 bringt Apple auch neue Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz, spürbar wird das unter anderem in der überarbeiteten Foto-App. Diese erkennt nun durch verschiedene Algorithmen Motive auf Fotos in der Sammlung und setzt diese Ergebnisse in verschiedener Weise sinnvoll um. Unter anderem nutzbar ist die intelligente Erkennung in der Suche, die nach Inhalten der Fotos suchen kann. Tippt man Suchleiste der App einen Begriff ein, schlägt iOS direkt mögliche Objekte oder Motive vor, die in Fotos erkannt wurden, wählt man diese aus erhält man eine Gitteransicht mit „möglichen“ Treffern. Während der Beta-Phase von iOS 10 hat Apple die Erkennung deutlich verbessert, perfekt ist sie jedoch weiterhin nicht. Eine Suche nach „Fahrrad“ förderte bei mir zwei Fotos von Fahrrädern und ein zufälliges Foto von einem Garten zutage. Aktuell fehlt hier leider die Möglichkeit, solche Fehler zu melden und damit zu einer Verbesserung der Algorithmen beizutragen, vielleicht rüstet Apple das aber in einer kommenden Version noch nach.

Erstmals kommt mit iOS 10 auch die Gesichtserkennung auf iPhones und iPads. Nach dem ersten Setup des neuen Geräts scannt das System alle vorhandenen Fotos und erkennt dort Gesichter, die dann in einer speziellen Ansicht zu sehen sind. Erkannte Gesichter können dann einem Kontakt zugeordnet werden und unter anderem als Stichwort für eine Suche dienen. Tippt man mehrere Namen in die Suchleiste ein, filtert die App nach Fotos, die alle genannten Personen zeigen. Während die Erkennung grundlegend sehr zuverlässig funktioniert, finde ich das zugehörige Interface etwas kompliziert, unbekannte Gesichter werden in einem unendlich langen Gitter präsentiert, das Hinzufügen von Namen zu einem Foto in dieser Liste ist umständlich. Hat man alle wichtigen Gesichter jedoch erstmal einer Person zugeordnet, bietet die Funktion eine sehr sinnvolle Erweiterung der eigentlichen Foto-App an und ergänzt zu vielen Fotos einen zusätzlichen Kontext.

Eine weitere neue Funktion in der Foto-Anwendung von iOS 10 sind die sogenannten Andenken. Unter diesem Begriff fast die App Fotos zusammen, die vom Ort, vom Datum oder von den beteiligten Leuten zusammen passen. Unter einem entsprechenden Tab fasst das System alle Andenken zusammen und schlägt neue Sammlungen vor, über die eigentliche Foto-Ansicht können diese jedoch auch manuell generiert werden. Neben der eigentlichen Sammlung von Fotos in einem Andenken bietet iOS 10 auch die Möglichkeit, zu einem Andenken innerhalb kurzer Zeit ein ansehnliches Video zu erstellen. Zuerst übernimmt das System sämtliche Arbeit dafür automatisch, Feineinstellungen sind im Nachhinein aber problemlos möglich. So können Musik, Länge und auch die eigentlichen Fotos und Videos für den Kurzfilm manuell geändert werden.

Trotz dieser neuen Analysen, die auf die eigenen Fotos angewendet werden, hat Apple den Aspekt der Datensicherheit und Privatsphäre der Nutzer nicht vernachlässigt. Alle Analysen der Fotos werden lokal auf dem Gerät betrieben und die erstellen Daten – aktuell – nur auf dem eigenen Gerät gespeichert, ein Sync über iCloud findet nicht statt. Eure Fotos werden also, falls aktiviert, weiterhin in der iCloud Foto Bibliothek gesichert, alle analysierten Daten lagern jedoch nur auf dem Gerät und werden nicht an Apple oder andere Anbieter gesendet.

Eine kleine Änderung in der Foto-Anwendung ist die neue Detail-Ansicht, aus der sich leicht Informationen zum Bild finden lassen. Per Tap auf „Details“ oder einfach einen Wisch nach oben auf dem Foto öffnet sich die neue Ansicht, sie enthält unter anderem Informationen zum Aufnahmeort des Fotos, zu den zugeordneten Personen im Bild sowie den Andenken, in denen das Bild zu finden ist beziehungsweise die thematisch zu dem Bild passen könnten.

Download

iOS 10 lässt sich am einfachsten direkt über ein kompatibles Gerät als Over-The-Air-Update installieren, alternativ ist natürlich ein Update über iTunes möglich. Für die Installation benötigt das neue System zwischen 2 und 2,5GB freien Speicher, bei Speichermangel ist die Installation über iTunes empfehlenswert.


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