watchOS 3: Schneller und im Alltag tauglicher

Iro Käse, den 13. September 2016

Das zweite Update des heutigen Tages fliegt auf Apples Uhren, watchOS 3 steht ab sofort zum Download auf der Apple Watch bereit – wir zeigen euch einige der Neuerungen.

Mit watchOS 3 präsentiert Apple heute Abend zeitgleich mit dem Start von iOS 10 und quasi zusammen mit dem Markstart der zweiten Hardware-Generation das dritte große System-Update und will damit vor allem eins bewirken: Interaktionen sollen noch schneller und das System damit im Alltag viel problemloser nutzbar werden. Gearbeitet hat Apple dafür nicht nur am Speicherbedarf der Softwarekomponenten sowie an einer effizienteren Nutzung der Hardware, auch alle System-Anwendungen wurden überarbeitet und für eine noch schnellere Interaktion angepasst – als maximale Interaktionsdauer nennt Apple fünf Sekunden, danach muss der Nutzer das gewünschte Ergebnis gefunden haben. Auf der WWDC hat Apple immer wieder betont, dass ein Fokus auf einen oder höchstens zwei Bildschirme in einer App stattfinden muss, diesen neuen Ansatz hat man selber relativ konsquent umgesetzt. Deutlich wird das zum Beispiel in der Timer-App: Vorher bestand diese lediglich aus zwei Feldern, in denen mit der Digital Crown die Zeit in Stunden und Minuten eingestellt werden konnte, voreingestellt war immer die zuletzt genutzte Zeit. In watchOS 3 setzt Apple stattdessen auf eine Gitteransicht mit acht vorgeschlagenen Zeiten, erst wenn diese nicht passen kann man über einen weiteren Button eine eigene Zeit einstellen.

Für ein schnellere Interaktion behält das System nun auch häufig verwendete Apps im Arbeitsspeicher, diese können dann ohne Wartezeit erneut geöffnet werden. Erstmals können Entwickler nun auch auf watchOS ihre Anwendungen in bestimmten Intervallen im Hintergrund aktualisieren und damit direkt beim Start ohne Wartezeit die neusten Daten präsentieren.

Insgesamt verbraucht die Apple Watch durch diese Neuerungen etwas mehr Akku, dennoch hatte ich in den letzten Monaten meiner Nutzung des neuen Systems während seiner Beta-Phase nie Probleme, mit einer Akkuladung auf meiner Watch der ersten Generation durch den Tag zu kommen. Apple hat sich mit watchOS 3 von dem Versuch verabschiedet, die Akkulaufzeit der Uhr so lang wie möglich durch Energiesparen zu verlängern und setzt stattdessen auf einen höheren Energieverbrauch, der allerdings die Nutzung der Uhr deutlich beschleunigt und angenehmer macht.

Dock und Control Center: Schneller mit Apps interagieren

Im Zusammenhang dazu steht auch ein neues Feature, das Apple als Dock bezeichnet. Der Zugriff darauf erfolgt über den Button an der Seite der Uhr, die vormals dort gelagerte Ansammlung von Freunden fällt mit watchOS 3 komplett weg. Das Dock beinhaltet eine, vom Nutzer festgelegte, Auswahl an wichtigen Anwendungen, die vom System immer im Arbeitsspeicher gehalten und dadurch schnell zugänglich sind. Die Navigation im Dock erfolgt entweder per Wischgeste oder über die Digital Crown, stoppt man das Scrollen durch das Dock auf einer Anwendungen, lädt diese sofort ihre Daten nach – tippt man sie an, wird die Anwendungen richtig geöffnet. Neben der ausgewählten Apps enthält das Dock auch immer ein oder zwei Anwendungen, von denen das System der Meinung ist, dass man sie aktuell häufig verwendet und sie deswegen dort zum schnellen Zugriff bereit stehen müssen, mit nur einem Tap können diese aus der Ansicht auch permanent im Dock verankert werden, abgeschossen werden diese Anwendungen, sobald die Auslastung des Arbeitsspeichers ein kritisches Limit überschreitet.

Damit beantwortet Apple jedoch nicht nur die immer wieder aufgekommene Frage nach einer Multitasking-Ansicht für die Apple Watch, sondern ersetzt auch direkt die bekannten Glances, die in watchOS 2 vor allem aufgrund langer Ladezeiten und praktischer Unbenutzbarkeit aufgefallen waren. Mit dem neuen Update fordert Apple von Entwicklern, statt ein reduziertes Interface für den Glance einer App zu entwickeln, einfach direkt das Interface der eigentlichen App auf ein Minimum zu beschränken. Vermutlich wird es einige Woche oder gar Monate dauern, bis alle Apps für die neuen Möglichkeiten und mit einem neuen Interface aktualisiert wurden, danach sehe ich jedoch für Apps auf der Apple Watch ein deutlich größeres Potential als noch zu Zeiten von watchOS 2.

Durch den Wegfall der Glances hat Apple auch die damit verbundene Wischgeste von unten nach oben auf dem Zifferblatt neu belegt: Diese öffnet nun das neue Control Center, das wie auf iPhone und iPad auch schnellen Zugriff auf die wichtigsten Steuerelemente der Uhr bietet.

Drei nützliche Kleinigkeiten

Den Mac mit der Apple Watch entsperren

Sobald die eigene Apple ID für den Einsatz der Zwei-Faktor-Authentifizierung freigeschaltet ist, kann man den eigenen Mac mit macOS Sierra – die Veröffentlichung findet in der kommenden Woche statt – einfach und ohne Eingabe des Passworts entsperren. Voraussetzung dafür ist, dass sich die Apple Watch in der direkten Nähe findet und beide Geräte WLAN und Bluetooth aktiviert haben. In meinen Tests während der Beta-Phase hat dieses Feature relativ zuverlässig funktioniert, spätestens seit dem Golden Master hatte ich keine Probleme mehr. Instantan erfolgt die Entsperrung jedoch nicht, ich musste immer wenige Sekunden warten, allerdings hätte ich in dieser Zeit nur knapp mein Passwort eingeben können.

Im Notfall schneller Hilfe holen

Mit watchOS 3 bringt Apple nicht nur den Notfallpass, der von iOS bereits seit einigen Versionen aus der Health-App bekannt ist, auf die Watch, sondern erweitert die Einsatzmöglichkeiten im Notfall um eine weitere Funktion: Hält man den Button an der Seite gedrückt und öffnet damit das Abschaltmenü, kann man dort nun auch direkt einen Notruf absetzen. Angerufen werden die Notdienste über das Mobilfunknetz des verbundenen iPhones, das Telefon wählt dabei automatisch die korrekte Nummer für das aktuelle Aufenthaltsland und sendet, falls hinterlegt, noch eine Nachricht inklusive Standort an die Notfallkontakte aus dem Notfallpass.

Diktieren oder lieber schreiben?

Seit der ersten Version der Apple Watch war es möglich, über Siri eine Nachricht zu diktieren und dann zu versenden. Mit watchOS 3 erweitert Apple die Eingabemöglichkeit um die sogenannte Scribble-Funktion, die mir in meinen Tests sehr gut gefallen hat. Wählt man den neuen Button aus, erscheint eine große Zeichenfläche, auf der man dann einfach die einzelnen Buchstaben malt, ein Leerzeichen wird über den entsprechenden Button eingefügt. Mir ist nicht ganz klar geworden, wie gut und offzielle die Unterstützung für deutsche Eingaben bei dieser Funktion bereits ist. Während man bei englischen Nachrichten immer direkt Alternativen für die Wörter vorgeschlagen bekommt und das System damit kleine Erkennungsfehler bei den Buchstaben locker ausgleicht, habe ich bei deutschen Eingaben noch keine Vorschläge bekommen, die generelle Eingabe von kurzen Nachrichten erfolgt jedoch auch im Deutschen problemlos und, wie ich finde, angenehmer als über Siri.

Download

watchOS 3 steht ab sofort zur Verfügung, der Download kann als Over-The-Air-Update in der Apple Watch-App auf dem iPhone angestoßen werden. Vor der Installation muss das gekoppelte iPhone jedoch auf iOS 10 aktualisiert sein, außerdem setzt die Installation eine WLAN-Verbindung des iPhones sowie mindestens 50% Akku an der Uhr und eine Verbindung zu deren Ladegerät voraus.


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